Manchmal erkennt man erst rückblickend, wie gravierend die Veränderungen in einem Bereich gewesen sind. So ergeht es mir mit der Filmindustrie der 2010er Jahre. Dieses Jahrzehnt war geprägt von einer Reihe schwerer Rückschläge für die großen Studios – Rückschläge, deren Nachwirkungen wir noch heute spüren.
Es begann mit dem Sterben der Videotheken, allen voran Blockbuster, einst ein Symbol für Filmabende zuhause. Ihr Niedergang war mehr als nur ein nostalgischer Verlust, er markierte den Beginn eines grundlegenden Wandels im Konsumverhalten. Streaming-Plattformen wie Netflix übernahmen das Zepter, und die großen Studios reagierten, teils panisch, mit der Einführung eigener Streaming-Dienste oder durch das Rebranding bestehender Angebote. Doch anstatt Innovation zu fördern, führte dies zu einer Fragmentierung des Marktes und einer Überfülle an Plattformen, die die Zuschauer oft mehr verwirrten als begeisterten.
Dann war da der Sony Pictures-Hack von 2014, ein Weckruf für die gesamte Branche. Nicht nur wurden sensible Daten gestohlen, auch die interne Kommunikation der Studios wurde bloßgestellt. Plötzlich stand die Filmindustrie unter einem grellen Scheinwerfer, der unangenehme Wahrheiten ans Licht brachte. Die größten Auswirkungen jedoch hatte der Harvey-Weinstein-Skandal, der die #MeToo-Bewegung auslöste und die dunklen Seiten der Machtstrukturen in Hollywood aufdeckte.
Schließlich kam der vielleicht größte Schlag: die Disney-Fox-Fusion. Was auf den ersten Blick nach einem Geschäft zwischen zwei Giganten aussah, hatte tiefgreifende Konsequenzen für die Filmwelt. Eine der großen Produktionsfirmen verschwand, und mit ihr ein Stück Vielfalt. Weniger Studios bedeuten weniger Konkurrenz – und das merkt man.
Die Folgen all dieser Entwicklungen prägen auch das aktuelle Kino. Das einstige Risiko, das Studios eingingen, um Filme wie Zombieland oder Hot Tub Time Machine zu realisieren, scheint verschwunden. Auch Filme wie Argo oder Der Marsianer, die Anspruch und Unterhaltung vereinten, werden seltener produziert. Stattdessen enden viele solcher Projekte als „Netflix-Füllmaterial“ – qualitativ hochwertig, aber in einem Algorithmus begraben, der Masse über Klasse priorisiert.
Diese Entwicklung ist bedauerlich. Es gab eine Zeit, in der große Studios mutig in originelle und ungewöhnliche Projekte investierten. Heute scheint das Kino im Mainstream-Bereich stagnierend, geprägt von endlosen Franchises und Reboots. Die 2010er Jahre haben das Fundament der Filmindustrie erschüttert, und wir leben immer noch in den Nachbeben. Bleibt nur zu hoffen, dass ein neues kreatives Zeitalter anbricht – eines, das den Mut und die Vielfalt vergangener Jahrzehnte wiederbelebt.